kleinezeitung.at, Samstag, 06. März 2004

Diagonale-Kurzfilmentdeckungen von "Allerseelen" bis "zijkfijergijok"

Die Kurzfilmprogramme halten einige Highlights des Grazer Festivals bereit.

Sechs Blöcke. Entdeckungen halten Filmfestivals meist im Kurzfilmbereich bereit. Das umfangreiche Kurzfilmangebot der Diagonale, präsentiert unter anderem in Form von sechs Kurzfilmprogrammen, die nach atmosphärischen, thematischen Kriterien zusammen gestellt wurden, enthält auch in diesem Jahr einige Highlights der österreichischen Jahresproduktion.

Poetisch. Im Programm "Schnee" ist das etwa - neben Josef Dabernigs schon bei der vergangenen Viennale uraufgeführtem Erinnerungs-Reisefilm "Rosa Coeli" - der poetische Streifen "Allerseelen" des 1973 in Graz geborenen Markus Mörth. Er erzählt von einem Jugendlichen, der nach dem Tod seiner Mutter an Schlaflosigkeit leidet. Die träumerische nächtliche Begegnung mit einer rätselhaften jungen Frau (Maren Gingeleit) auf dem Dach eines Hauses bringt ihn wieder in seine Mitte zurück. Tom Lass verleiht dem Jungen sein verletzlich-offenes, unverbrauchtes Gesicht und eine Ruhe, die dem Film einen ganz eigenen und immer wieder überraschenden Rhythmus gibt.

Sehnsucht nach dem Tod. Vom ausdrucksstarken Gesicht und Spiel des jungen österreichischen Shooting Stars Robert Stadlober geprägt ist der Film "Felix Ende" des 1977 in München geborenen Thomas Schwendemann, seit 1998 Student der Wiener Filmakademie, seit 2001 an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Stadlober verkörpert in dem präzis komponierten Film (Kamera: Gerald Kerkletz) einen jungen Mann, dessen Leben von drei Tagen geprägt ist, die er als Dreijähriger neben seiner toten Großmutter verbrachte. Todessehnsüchtig bringt er seine Kindheit auf paradiesisch anmutenden Friedhöfen zu, freundet sich mit dem Totengräber an und arbeitet als Sanitäter, nur um den Sterbenden nahe zu sein.

Liebeserklärung. Ein weiterer bemerkenswerter Beitrag in diesem um den Tod kreisenden, "Bis Ende" betitelten Programm ist die Doku "Was ich noch sagen wollte" von Tobias Dörr. Der 1977 in Münsterling (Schweiz) geborene Student der Wiener Filmakademie versteht seine Arbeit als filmische Antwort an seine Tante Wulfhilde, eine Klosterschwester, die ihm 25 Jahr lang Briefe geschrieben hat, ohne dass er je zurück geschrieben hätte. Eine schlichte späte Liebeserklärung. Der Eisenstädter Peter Jaitz, ebenfalls Jahrgang 1977 und Student der Wiener Filmakademie, verknüpft "Von bis" (u.a. mit Uschi Strauss, Hary Prinz, Klaus Fischer und Hubsi Kramar) episodisch Todes-Momente einer Familienchronik und suggeriert damit das Weiterleben bzw. Übertragen von Erfahrung bzw. Erinnerung.

Experimentellere Arbeiten versammelt das Programm "Fuzzy Sets". Gideon Koval etwa steuerte dazu die witzige selbstreflexive Keramik-Animation "a moviemaker" bei - einen Film im Film über ein Tonmännchen, das einen Trickfilm produziert. Der Linzer Künstler Kurt A. Pirk ("Patchwork") und das steirische Duo Renate Oblak und Michael Pinter ("zijkfijergijok") sind mit formalen Arbeiten vertreten, die mit Computerabstürzen und transformiertem, komprimiertem Filmmaterial umgehen, Johann Lurf ("ohne Titel"), Richard Fulton und Martin Zeplichal ("trashitecture"), Thomas Aigelsreiter ("Masse(s) und Siegfried Fruhauf ("Structural Filmwaste") setzen geteilte Leinwänden bzw. Bildflächen ein.

Kurz und bündig. Nicht zuletzt ist in diesem Programm auch die kürzeste Arbeit des Festivals aufgehoben: Drei Minuten "Prätenziöser Scheißdreck" der 1976 in Vöcklabruck geborenen Journalistin Lisi Huber - "ein film aus der reihe: frauen sind zum ficken da", wie es im Vorspann heißt. Die Aufnahmen ihrer Großmutter im Bett, überlagert von grafischen Elementen und aus dem Kontext gerissenen Texten, versteht Huber als "schmissig-gefällige Selbstzensur".



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